This is Altamont

Sascha Lobo ekelt sich, Johnny Häusler bittet beinah flehentlich, ihm zu widersprechen und Frank Rieger hat das alles 2006 schon gewusst. Nach einigen Wochen der NSA-Enthüllungen legt sich langsam der Staub und Konturen der Erkenntnis treten hervor.

Die vorletzte Bewegung, die ernsthaft gemeint hat, man müsse nur gewisse Sachen hinreichend anders machen und dann würde alles anders, waren die Hippies (Spontis, Haschrebellen, whatever). Und so wie in den Sechzigern die Welt an freier Liebe, offenen Haaren und langen Diskussionsabenden genesen sollte, gab es ja auch in der „Netzgemeinde“ Leute, die meinten, wenn es nur genug Twitter und Facebook (oder alternative Soziale Netzwerke der Wahl) gäbe, dann bräche automatisch überall die friedliche Revolution aus und die Tage aller Unterdrücker und Tyrannen seien gezählt.

Beim Hippietum war der Moment, an dem allen aufmerksamen Menschen endgültig klar wurde, dass das so nicht klappen würde, das Konzert in Altamont. Eine Art gewalttätiger Gegenpol zu Woodstock, wo noch die US Army half, die friedlich Feiernden zu versorgen.

Und das ist es, was die Snowden-Enthüllungen für die Netz-Enthusiasten sind. Der Moment wo allen klar werden muss, dass es mit dem Sturz des Establishments so einfach mal wieder nichts wird. Hätte man ahnen können, vor Altamont gab es ja auch schon Benno Ohnesorg und die Manson Family.

Und ich meine das traurig und überhaupt nicht hämisch. Meine 70er-Jahre-Jugend auf dem Lande war das pure melancholische Nachleuchten der Hippiebewegung. Aber so siehts nun mal aus. Die Seifenblasen sind geplatzt und der Kampf um Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung geht weiter – so wie damals auch.

„What’s so funny about peace, love and understanding?“ – Elvis Costello

„This is a punky world and we’re all punks.“ – Mike D

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